Bühne

YVETTE COETZEE-HANNEMANN ist 1976 in Pretoria, Südafrika geboren. Schauspielausbildung an der University of Cape Town (UCT), Schwerpunkt Stückentwicklung, Abschluss mit Cum Laude 1996-99. Erhält den William Duncan Prize und Ruth Peffers Stipendium. 2000 steht sie mit der Handspring Puppet Company in THE CHIMP PROJECT auf der Bühne bei Theaterfestivals in Frankreich, Schweiz, Südafrika und Deutschland.

Seit ihrem Umzug nach Deutschland in 2001 entwickelt sie Theaterstücke in unterschiedliche Funktionen, wie den 1.BERLINER JAMMERWETTBEWERB (Konzept und Regie) ein teils-improvisierter Jammer-Gameshow im Theaterdiscounter Berlin; und ENDSTATION ECHTZEIT (Konzept und Künstlerische Leitung), ein spartenübergreifendes Projekt über den „rasenden Stillstand“ mit Schauspielern, Figurenspielern, Tänzern & Musikern. Text: Thomas Melle. Regie: Eike Hannemann. Kooperation mit FITZ! Stuttgart, Schloss Bröllin, Theaterdiscounter & FFT Düsseldorf. Gefördert vom Hauptstadt Kulturfonds. Als freie Schauspielerin u.a. in WESTFLUG Regie: Tobias Rausch, Flughafen Tempelhof; LA MAREA Regie: Mariano Pensotti, Hebbel am Ufer und ÜBER DAS VERSCHWINDEN Regie: Philip Ruch. Sie verfolgt mit ihrer Arbeit eine eigene Bühnensprache die zwischen den Sparten angesiedelt ist und war oft in Solo-Abenden zu sehen, z.B. UNSERDEUTSCH (Spiel, Mitarbeit bei Stückentwicklung), Regie: Nicola Unger. Premiere: Akademie der Künste, Berlin. Vorstellungen im Rotterdamse Schouwburg, Theater Zeebelt, Den Haag; Kampnagel und Museum für Völkerkunde Hamburg, Societaetstheater, Dresden, Stadttheater Bremerhaven, Münchner Stadtmuseum und Theater Erlangen.

Enige ihrer Solo-Abende hat sie auch selbst verfasst, wie DIE WAHL DER FANTASTISCHEN MÖGLICHKEIT und KEINE PALMEN. KEINE LÖWEN. KEINE AFFEN.

De Wahl

Die Wahl der Fantastischen Möglichkeit.

Ein Großstadtmärchen. Es gibt einen Mann, der alles wissen will, und eine Frau, die heimlich Blumen streut. Eine andere Frau hat einen Schneemann in der Kühltruhe, noch eine andere stolpert ständig. Es gibt einen Mann, der die Frau mit der Lücke zwischen ihren Vorderzähnen sucht, in die er sich in der U9 verliebt hat. Das war vor Jahren. Es gibt einen Mann, der seinen Goldfisch liebt, einen anderen, der vor kleinen Vögeln Angst hat, und einen mit einem eisernen Gesicht. Es gibt über 3.4 Millionen Menschen in Berlin.

Text und Spiel: Yvette Coetzee.
Regie: Hendrik Mannes.
Musik: Niklas Zimmer & Adam Lieber.
Video: Tyson Cross.
Technik: Oliver Szewc.

Aufführungen u.a. Stadelhofen Zürich, FIDENA Bochum, Int. Figurentheater Festival‚ Nürnberg/ Erlangen; FFT Düsseldorf, FITZ Stuttgart, Westflügel Lindenfels Leipzig, Zeitraum EXIT Mannheim, Thespis Festival Kiel, Sozietaetstheater Dresden, HAU2 Berlin.

“Mit Charme und schier überbordender Fantasie belebt die Südafrikanerin Yvette Coetzee ihr herrlich absurdes U-Bahn-Märchen. Im besten Sinne “Abgefahren”.”

– Nürnberger Nachrichten.

“Tagein, tagaus sind sie mit der U-Bahn unterwegs – ohne je wirklich ihr Ziel zu kommen…Großstädter auf der suche nach Liebe, nach einem Sinn, nach einem Gegenüber. ..Coetzee versucht in ihrer Solo-Performance… dieses Großstadtdickicht zu durchdringen. Sie begibt sich in die Abgründe der Berliner U-Bahn und der menschlichen Seele. Coetzees Bühnenmärchen seziert nuancenreich und wortgewandt den Zustand paarungswilliger, aber –unfähiger Großstädter und hält unser anonymisierten Gesellschaft augenzwinkernd den Spiegel vor.”

– Nürnberger Zeitung.
Keine Palmen

Keine Palmen. Keine Löwen. Keine Affen.

Wenn man als Weiße in Afrika geboren wird, wirbelt das Blättern im Familienalbum viele Fragen auf. Yvette Coetzee, Autorin und Schauspielerin, macht sich auf die Suche nach Antworten. 1904 fuhr ihr deutscher Ur-Großvater in das damalige Deutsch-Südwestafrika, um als Schutztruppler im Hererokrieg, der als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts gilt, zu kämpfen. Nach dem Krieg kaufte er sich eine Farm westlich von Windhoek, wo die Großmutter der Autorin immer noch wohnt. Die 89-Jährige spricht Deutsch, schaut deutsches Fernsehen und klammert sich an ‚ihre‘ deutsche Kultur im heutigen Namibia. Aber die Zeiten haben sich geändert. Viele weiße Farmer fürchten, dass ihre Farmen enteignet werden könnten.

Text & Spiel: Yvette Coetzee.
Regie: Anne Hirth.
Bühnenbild: Alexandra Süßmilch.
Kostüme: Marlen Melzow, Alexandra Süßmilch.
Sound Design: Mathias Klütz.
Licht: Peter Göhler.
Technik: Oliver Szewc.
Produktionsleitung: Katja Kettner.

Vorstellungen: Cheb (Tschechien), FFT Düsseldorf,  16. Int. Figurentheater Festival‚ Nürnberg/ Erlangen,  Theater Unter’m Dach, Berlin, Imaginale Festival Stuttgart, „Blickwechsel“ Festival Magdeburg, Lindenfels Westflügel Leipzig, Internationales Figurentheaterfestival München. Unterstützt vom Fonds Darstellende Künste; FB Kultur des Bezirksamtes Pankow.

“Eine kraftvolle und zeitgemäße Inszenierung, die neue Wege für die Entwicklung eines Dialogs zwischen Deutschland und Namibia beschreitet.“

Prof. Peter Katjavivi, Ehem. Botschafter der Republik Namibia in Berlin

“Coetzees Theater ist radikal subjektiv. Die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit erinnert an ein düsteres Kapitel deutscher (Ausbeutungs-) Geschichte, über das selten gesprochen wird. Mit Charme, manchmal ätzendem Witz und einem unterschwelligem Grauen haben Coetzee und ihre Regisseurin Anne Hirth das bemerkenswert locker inszeniert. Diese große Kunst wurde belohnt mit großem Applaus.“

 Rheinische Post

“Keine Palmen. Keine Löwen. Keine Affen.“ ist ein Stück, dass sich wie eine Häutung durch verschiedene Phasen einer persönlichen Geschichte zieht, die dabei immer auch die Geschichte der Deutschen in Namibia entblößt. Das Publikum schaut zu, wie sie sich von dem Land, in dem sie aufwuchsen, abgrenzen. Es ist weder eine ausschließlich persönliche Erzählung, noch geschichtsdidaktischer Unterricht. Das der Zuschauer dem Stück über eine Stunde wie gebannt folgt, zeugt von einem beeindruckenden, subtilen Auftritt und einem starken Skript in der Regie von Anne Hirth. „Keine Palmen. Keine Löwen. Keine Affen.“ ist beeindruckendes Theater, das nicht nur in Deutschland, sondern auch in Namibia aufgeführt werden sollte.“

 Monatsmagazin der Deutsch – Namibischen Gesellschaft